2. November 2023
4 min

Junger Jurist gründet JUPUS und modernisiert die Rechtsbranche.

Eigentlich wollte er Rechtsanwalt werden. Doch nun ist René Fergen (25) Gründer des Legal-Tech-Start-ups JUPUS. Die Idee: Die intelligente Aufnahme juristischer Anliegen auf dem gesamten Rechtsmarkt zu ermöglichen. Wir haben mit René gesprochen über Zeitfresser und Probleme motivierter Jurist*innen, warum auch Mandant*innen als Kund*innen verstanden werden sollten und über den analogen Wettbewerb als Chance.

Start-Up Gründer - Rechtsbranche
interview
Bild : © René Fergen

René, wolltest du schon immer gründen?

Eigentlich wollte ich vor und während des Jura-Studiums nur Anwalt werden - in das Thema Gründung bin ich dann eher zufällig, durch die Erfahrungen und die Idee zu JUPUS, gerutscht. Warum hast du dich für ein Jurastudium entschieden? Die Regelung des gesellschaftlichen Zusammenlebens fand ich schon in der Schule faszinierend.

Und ich war – zum Leidwesen aller – immer jemand, der gerne diskutiert hat.

Da lag die Empfehlung auf der Hand, dass ich doch Jura studieren solle. Darum habe ich dann ein Schülerpraktikum in einer kleinen Anwaltskanzlei absolviert und war begeistert! Die Anwält*innen und Mitarbeiter*innen dort haben sich viel Zeit genommen, um mir einen tollen Einblick zu ermöglichen.

Glaubst du, Berufseinsteiger werden durch das Akten-Chaos und die geringe Digitalisierung oft abgeschreckt?

Ich habe einige Leute im Bekanntenkreis, die während des Referendariats schlechte Erfahrungen mit der Arbeitsweise in Anwaltskanzleien gemacht haben und dann andere Wege einschlagen wollten. Ich spreche außerdem immer wieder mit Junganwält*innen, die wirklich frustriert von den händisch durchgeführten und zeitfressenden Aufgaben sind, die neben der klassischen juristischen Arbeit so anfallen. Ich kann das verstehen: Du durchläufst ja nicht sieben Jahre Ausbildung mit harten Prüfungen, um dann deine Zeit mit Vertriebs- und Verwaltungsaufgaben zu verbringen, sondern um endlich in der Praxis juristisch zu arbeiten.

Warum braucht es digitale Tools für die Rechtsberatung so dringend?

Dass viele Anwälte noch vergleichsweise altmodisch arbeiten, liegt oft nicht an einer Technologiefeindlichkeit, sondern vielmehr an besonderen gesetzlichen und arbeitsspezifischen Anforderungen. Der Einsatz von Softwareprodukten in Kanzleien ist klar reglementiert. Da fehlte es einfach an Software-Tools, die diese besonderen Bedürfnisse auf operativer und auch regulatorischer Ebene abdecken.

Warum glaubst du an den Erfolg von JUPUS?

JUPUS bietet eine optimale Lösung für Service und Verwaltung. Gerade hier fehlt es der Branche an Fachpersonal und Kapazitäten. Unsere Software ermöglicht einen Workflow, der bislang nur großen und modernen Kanzleien vorbehalten war. Jetzt ist er nutzbar für die komplette Anwaltschaft und sofort einsatzbereit. Hast du dir das Gründen so vorgestellt? Was war anders, was eine Herausforderung? Der LinkedIn-Gründer Reid Hoffmann hat mal gesagt:

„Gründen ist wie von einer Klippe springen und das Flugzeug auf dem Weg nach unten zusammenbauen“

- das würde ich so unterschreiben. Wenn man gründet, hat man die Chance, selbst etwas zu kreieren und aufzubauen. Das ist unglaublich belebend und aufregend, wenn alles glatt läuft. Andererseits kann es auch extrem belastend sein, wenn die Dinge nicht wie geplant laufen. Aus Fehlern und Problemen lernt man aber unglaublich viel und das enorm schnell. Deine Familie hat Migrationshintergrund.

Hatte das Einfluss auf dich als Gründer?

Meine Eltern haben mich immer in meinen Vorhaben und Ideen unterstützt. Ohne diesen Rückhalt hätte ich sicherlich viele Dinge gar nicht ausprobiert. Meine Mutter ist mit Mitte 20 aus Marokko nach Deutschland gekommen - ohne Deutschkenntnisse und Kontakte. Auch mein Vater kommt aus armen Verhältnissen.

 

Ich bin der Erste auf beiden Seiten meiner Familie, der studiert hat.

Und ich bin enorm dankbar, dass meine Eltern mir und meinem Bruder das alles ermöglicht haben. Dafür haben sie hart gearbeitet.

Was würdest du anderen Gründern raten?

Nun bin ich ja noch nicht so lange dabei, aber zwei ganz wichtige Lektionen habe ich schon gelernt: Erstens, engmaschiges und ehrliches Markt-Feedback einzuholen ist elementar, um ein Produkt schnell und zielführend zu entwickeln.Und ich bin enorm dankbar, dass meine Eltern mir und meinem Bruder das alles ermöglicht haben. Dafür haben sie hart gearbeitet. Was würdest du anderen Gründern raten? Nun bin ich ja noch nicht so lange dabei, aber zwei ganz wichtige Lektionen habe ich schon gelernt: Erstens, engmaschiges und ehrliches Markt-Feedback einzuholen ist elementar, um ein Produkt schnell und zielführend zu entwickeln.Und zweitens sind Lernbereitschaft und Resilienz das A und O für jede Gründung. Das hört man immer wieder und es ist einfach so wahr.

JUPUS ist ein deutsches Legal-Tech- Start-up, das Jurist René Fergen im Januar 2022 noch während seines Studiums in Trier gegründet hat. Er hat eine Software entwickelt, die jedes bestehende Kanzlei-Netzwerk ergänzt, mithilfe von Tools, die die Mandant*innen- Aufnahme und die Dokumentation ab dem Erstkontakt automatisieren. Die Plattform zur Pflege und Verwaltung von Mandant*innen wird ergänzt durch einen KI-Chatbot, der in den Online-Auftritt einer Kanzlei implementiert werden und Anfragen automatisiert entgegennehmen kann.