20. Juli 2022
3 min

3 Modelle des Seniorenstudiums: Voraussetzungen und Besonderheiten

Nicht wenige Menschen möchten die Zeit nach ihrem aktiven Berufsleben für ein Studium nutzen. Wie kann ein solches Seniorenstudium in Deutschland ablaufen und welche Rahmenbedingungen gelten hierfür?

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Jahr für Jahr schreiben sich nicht nur junge Menschen, sondern auch zahlreiche Seniorinnen und Senioren an Universitäten und Hochschulen für ein Studium ein. Der folgende Beitrag gibt einen Überblick über die verschiedenen Modelle des Seniorenstudiums in Deutschland sowie über deren jeweilige Voraussetzungen und Besonderheiten. Ergänzend dazu gibt es ein paar Tipps, welche Form des Seniorenstudiums sich für wen am besten eignet.

Seniorenstudium: Was ist das und welche Modelle gibt es?

Der Begriff „Seniorenstudium“ meint im allgemeinsten Sinne ein Studium von älteren Menschen an einer Universität oder Hochschule. In der Praxis bezieht er sich jedoch vor allem auf jene Studierenden, die ihre aktive Berufstätigkeit abgeschlossen haben und sich im Ruhestand befinden. Insofern unterscheidet sich ein Seniorenstudium von einem Studium, das im mittleren Lebensalter absolviert wird, beispielsweise als Weiterbildung für einen nächsten Karriereschritt. Dass es sich dabei keineswegs nur um Einzelfälle handelt, zeigen die Statistiken, die seit einigen Jahren kontinuierlich steigende Zahlen von älteren Studierenden an Deutschlands Hochschulen ausweisen. So waren beispielsweise im Wintersemester 2018/19 von insgesamt 2,8 Millionen Studierenden in Deutschland rund 95.000 Personen beziehungsweise 3,4 % älter als 40 Jahre. Etwa 2.500 Personen oder 0,09 % der Studierenden waren sogar älter als 65 Jahre. Vor dem Hintergrund des wachsenden Interesses bieten mittlerweile rund 50 deutsche Hochschulen sogar spezielle Studienprogramme und Bildungsmöglichkeiten für die ältere Generation an.

Welche Modelle des Seniorenstudiums sind in Deutschland möglich?

Grundsätzlich kommen in Deutschland drei verschiedene Modelle für ein Seniorenstudium infrage. Diese sind:

  • ein Studium als Gasthörerin oder Gasthörer
  • Zertifikatsstudien oder
  • die reguläre Einschreibung in einem Bachelor- oder Masterstudiengang

Welches Modell sich im konkreten Einzelfall am ehesten empfiehlt, hängt zum einen von den Studienangeboten der nächstgelegenen Hochschulen und deren Zugangsvoraussetzungen ab, zum anderen spielt dabei natürlich auch das mit dem Studium verfolgte Ziel eine wichtige Rolle.

Das Studium mit Gasthörerstatus: unkompliziert und flexibel gestaltbar

Das Studium als Gasthörerin beziehungsweise Gasthörer ist bei Seniorinnen und Senioren besonders beliebt, weil es sich sehr flexibel gestalten lässt. Gasthörern werden keine Examina oder Leistungsnachweise abverlangt, sie müssen keine Hochschulzugangsberechtigung nachweisen und können sich ihr Studienprogramm nach eigenen Wünschen selbst zusammenstellen. Von den rund 40.000 Gasthörerinnen und Gasthörern an Deutschlands Universitäten gehört inzwischen etwa die Hälfte der Generation „60 plus“ an. Je nach Hochschule und zum Teil auch in Abhängigkeit von der Zahl der belegten Wochenstunden liegen die Studiengebühren für eine Gasthörerschaft in einer Größenordnung zwischen etwa 40 und 240 Euro je Semester.

Zertifikatsstudien: Weiterbildung mit Nachweis

Ein Zertifikatsstudium steht in gewisser Weise zwischen einer Gasthörerschaft und einem regulären Studium. Es handelt sich dabei zwar nicht um einen vollständigen Bachelor- oder Masterstudiengang, doch wird dabei ein bestimmter Teilnahme- und Leistungsnachweis in Form eines Zertifikats angestrebt. Zertifikatsstudien folgen jeweils einem bestimmten Studienprogramm und werden von Hochschulen vor allem als Möglichkeiten zur fachlichen Weiterbildung und zum Erwerb wissenschaftlich fundierter Expertise in einem bestimmten Themengebiet angeboten. Sie richten sich somit nicht speziell an Ältere, können von diesen aber ebenso belegt werden wie von allen anderen Interessierten. Zu beachten ist dabei jedoch, dass die Zulassung zu einem Zertifikatsstudium an bestimmte Voraussetzungen geknüpft sein kann. Zudem kann die Zahl der verfügbaren Plätze begrenzt sein. Welche Zertifikatsstudien angeboten werden und welche Kosten dafür anfallen, sollte stets aktuell bei der jeweiligen Universität oder Hochschule erfragt werden.

Das reguläre Universitäts- oder Hochschulstudium

Das umfassendste Modell eines Seniorenstudiums ist natürlich ein reguläres Bachelor- oder Masterstudium. Hierbei gelten dann für Ältere dieselben Regeln und Anforderungen wie für alle anderen Studierenden auch. Allerdings haben jüngere Bewerberinnen und Bewerber dabei in zulassungsbeschränkten Studiengängen in der Regel Vorrang. Zulassungsfreie Studiengänge stehen dagegen allen an einem Seniorenstudium Interessierten ebenso offen wie allen anderen Studierenden. Eine weitere Möglichkeit des Seniorenstudiums ist zudem das Promotionsstudium. Hierzu ist jedoch in der Regel ein bereits mit Erfolg absolviertes Hochschulstudium nachzuweisen. Die konkreten Voraussetzungen für ein Promotionsstudium sind jeweils der aktuellen Promotionsordnung des betreffenden Fachbereichs zu entnehmen.